Monatsrückblick

Leserückblick Januar 2016

1. Februar 2016

Gelesen260

Gelesen:

– Helen MacDonald – H wie Habicht
Nach dem Tod ihres Vaters erfüllt sich Helen einen lange gehegten Traum, sie holt sich einen Falken. Auch wenn die Falknerei mich bisher nicht sonderlich reizte, die Autorin schafft es, jeden Schritt der Arbeit mit dem Tier so interessant darzustellen, dass ich immer am Ball blieb. Und jetzt endlich eine meiner Leselücken füllen und T. H. White lesen möchte, auf den sie sich immer wieder bezieht. Denn auch White hatte einen Falken, aber keine Ahnung, wie er mit so einem sensiblen Tier umgehen sollte. Seine Lebensgeschichte ist in kurzen Einschüben immer wieder Thema, neben der Verarbeitung der Trauer um ihren Vater. Ein wunderbares Buch.

– Jonathan Franzen – Unschuld
Nach 200 Seiten gab ich auf, weil mich einfach nicht interessierte, wie es weitergeht. Die Protagonisten blieben mir fremd, ihre Motive ebenso, ich wollte nicht weiterlesen und habe es gelassen. Schade, „Die Korrekturen“ mochte ich sehr.

-Steve Sem-Sandberg – Die Erwählten
Ein hartes Buch, für das ich mir viel Zeit genommen habe. Aber auch ein großartiges Buch, trotz des schweren Themas. Kindereuthanasie im Dritten Reich, als „unwertes Leben“ ausgerottet werden sollte, um die „Reinheit der Rasse“ nicht zu gefährden. Mir wird schon schlecht, wenn ich das hier tippe. Beruhend auf real Erlebtem, erzählt das Buch die Geschichte von Adrian. Der Sohn eines alkoholkranken Zigeuners wurde als minderwertig eingestuft und im Spiegelgrund eingewiesen. Einer „Heilanstalt“ für Kinder die an Körper oder Geist erkrankt waren. Auch die Geschichte einer Krankenschwester, die im Spiegelgrund arbeitete, wird erzählt. Traurig, bedrückend und doch kann man mit dem Lesen gar nicht aufhören.

-Markus Heitz – Schweigepflicht
Eine Kurzgeschichte über eine Aufzugfahrt mit Folgen. Nervenkitzel pur, ein typischer Heitz.

– Hammed Khamis – I am not animal
Hammed Khamis ist Streetworker und Journalist. Als er im Internet über eine Plastikkirche im Flüchtlingslager von Calais liest beschließt er, dorthin zu fahren. Er fackelt nicht lange, wenige Wochen später ist er schon im „Dschungel“, wie das Lager auch genannt wird. Er lernt Menschen kennen, die ihn beeindrucken. Weil sie nach allem, was sie erlebt haben, nicht aufgeben. Auch wenn sie hier wie Tiere hausen müssen, kaum etwas besitzen. Außer der Hoffnung, es irgendwie nach Großbritannien zu schaffen. In dem sie sich an den Zug klammern, der durch den Eurotunnel fährt, oder in Lastwagen verstecken und ihre Köpfe in Plastiktüten stecken, um sich nicht durch das ausgeatmete Kohendioxid zu verraten. Sie riskieren alles für den letzten Funken Hoffnung. Eine beeindruckende Schilderung, und der erste Band aus einer Reihe an Titeln zu „An einem Tisch“.

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3 Kommentare

  • Antworten Sabine Burkhardt 2. Februar 2016 von 13:56

    Danke für Rückblick und Einblick. Von allen Tipps habe ich bisher nur H wie Habicht mit viel Gewinn gelesen. Ich mochte das Buch, die Sprache und die Geschichte sehr. Nun habe ich weitere Lese-Möglichkeiten. Wenn jemand mochte, was ich mochte, ist das für mich richtungsweisend im Überangebot der Lektüre.

  • Antworten Cara 6. Februar 2016 von 21:28

    Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin die einzige, die es noch nicht geschafft hat, H wie Habicht zu lesen…insgesamt ein sehr nachdenklicher Lesemonat bei dir, ich hoffe, du konntest viel davon für dich mitnehmen!
    Liebe Grüße, Cara

    • Antworten Papiergeflüster 6. Februar 2016 von 21:44

      @Cara das Gute an Büchern ist ja, dass sie einem nicht davon laufen. Auch der Habicht nicht. :) Nachdenklich trifft es sehr gut, hat in den Wintermonat gepasst, und ja, ich habe einiges mitgenommen. :)

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