Diese Geschichte beginnt im November 1918. Das Ende des Krieges, der später als der Erste Weltkrieg bezeichnet wird, ist abzusehen. Jetzt haben sie so lange überlebt, vier Jahre in Schützengräben, vier Jahre lang Kameraden sterben sehen, selbst nicht mehr damit gerechnet, je wieder nach Hause zu kommen. Noch dieses eine Gefecht, es den Deutsche noch einmal richtig zeigen, dann ist es vorbei. Leutnant Pradelle schickt seine Truppe in eine letzte Schlacht, um sich noch ein letztes bisschen Ruhm zu verdienen. Doch für Albert kommt es beinahe anders, er wird verschüttet, erst in letzter Sekunde von Édouard ausgegraben. Den im nächsten Moment ein Granatsplitter grausam verstümmelt. Édouard verliert jeden Lebenswillen, verweigert jede Operation, die ihm das Leben erleichtern könnte, wird abhängig vom Morphium. Albert fühlt sich ihm verpflichtet, nimmt ihn bei sich auf, kümmert sich um ihn, versucht ihn zurück ins Leben zu holen. Während Leutnant Pradelle mit skrupellosem Betrug seinen Reichtum vermehrt.
Drei Männer, die unterschiedlicher kaum sein könnten, deren Wege sich immer wieder kreuzen. In einer Gesellschaft, die ihre Helden ehren will, aber den zurückgekehrten Soldaten nicht einmal eine Abfindung auszahlen kann. Die Geschichte einer Freundschaft, die auf Schuld und Verpflichtung beruht, aber doch so viel mehr ist. Die Geschichte einer Gesellschaft, in der sich alles nur um Geld und die richtigen Beziehungen dreht.
„Wir sehen uns dort oben“ hat mich von der ersten Seite an begeistert, ohne dass ich wirklich den Finger auf den Punkt legen könnte, warum. Kann eine solche Geschichte spannend sein? Natürlich, man möchte erfahren, wie es Albert und Édouard ergeht. Werden sie ihr hoch gestecktes Ziel erreichen? Wird Pradelle mit seinem Betrug wirklich durchkommen, oder doch noch die verdiente Strafe erhalten?
Lemaitre beschreibt schonungslos die Zustände der damaligen Zeit, auch im Schützengraben. Ohne des reinen Ekels willens übertrieben ins Detail zu gehen. Die eindringliche Atmosphäre verfolgt einen, lässt Bilder auch ohne explizite Beschreibungen lebendig werden.
Die Personen in diesem Buch haben Tiefe, mit Ecken und Kanten. Sie haben ihre guten, wie auch ihre schlechten Seiten. Mal mehr von der einen Sorte, mal mehr von der anderen. Am Ende der Geschichte hat man das Gefühl, sie wirklich gekannt zu haben. Geliebt und gehasst, bemitleidet und bewundert.
„Wir sehen uns dort oben“ hat mich sehr beeindruckt. Ein großartiges Buch, über ein ganz besondere Freundschaft und ihre Folgen, menschliche Abgründe und die Liebe.
Wir sehen uns dort oben – Pierre Lemaitre
Deutsch von Antje Peter
521 Seiten, Klett-Cotta
, 22,95 €
Gebunden
Online kaufen bei [stadtklick = name=”einer zufällig ausgewählten Würzburger Buchhandlung”]
3 Kommentare
Klingt nach einem sehr interessanten Buch, danke für den Tipp!
@Bianca: immer wieder gerne :)
[…] “Wir sehen uns dort oben” von Pierre Lemaitre empfehlen möchte, schaut doch mal bei Simone vorbei, dort findet ihr eine fabelhafte […]