Besprechungen Krimis und Thriller

Robert Galbraith – Der Seidenspinner

24. Februar 2015

Seidenspinner

Cormoran Strike hat endlich genug Aufträge als Detektiv um sich über Wasser zu halten, seine Schulden abzubezahlen und sich sogar eine kleine Wohnung leisten zu können. Nachdem er den Fall um Lula Landry gelöst hatte, war er populär genug, dass die Kunden von selbst kamen. Aus lauter Mitleid mittellose Kunden anzunehmen, kann er sich eigentlich aber immer noch nicht leisten. Und trotzdem wird er schwach, als die Ehefrau eines Autors ihn bittet, ihren verschwundenen Ehemann zu suchen. Der hatte sich schon öfter kurzzeitig in Hotels oder bei Liebschaften versteckt, es dürfte nicht schwer sein, ihn zu finden. In welch tiefem Sumpf der Verstrickungen der Literaturszene Strike damit landet, konnte er nicht ahnen. Verleger, Lektoren und Agenten, allesamt Künstlerseelen mit ihren ganz eigenen Spleens und etliche von ihnen hatten schon mal was miteinander. Als dann auch noch ein Mord entdeckt wird, schlagen die Wellen hoch. Die Gerüchteküche brodelt, aber Geschichten erzählen können diese Herrschaften ja alle gut. Wer sagt die Wahrheit?

„Der Seidenspinner“ ist der zweite Roman von J. K. Rowling unter dem Pseudonym Robert Galbraith, schon in „Der Ruf des Kuckucks“ ermittelte Cormoran Strike zusammen mit seiner Angestellten Robin, die ihm auch erhalten blieb. Robins Traum ist die Arbeit als Detektivin, was sie weder ihrem baldigen Ehemann, noch Strike ehrlich sagt. Dass der sie nur als Sekretärin einsetzt, frustriert sie. Aber in diesem Buch darf sie auch endlich mal zeigen, was in ihr steckt. Die beiden sind ein großartiges Team, ohne ein Paar zu sein. Nicht neu, aber eine sehr angenehme Kombination, weil es einem als Leser eine oft leidige Liebesgeschichte erspart.

Sowohl Robin als auch Cormoran sind sehr sympathische Charaktere. Über ihn hat man schon im ersten Band viel erfahren, hier bekommt jetzt auch Robin etwas mehr Hintergrund. Keiner von beiden ist unfehlbar, was sie mir umso sympathischer, weil lebensnaher macht. Cormorans amputierter Unterschenkel ist fast schon eine dritte Hauptperson, kaum eine Seite kommt ohne seine Erwähnung aus. Als Leser ertappt man sich dann schon mal bei dem Gedanken, dass man das inzwischen nun wirklich weiß und es eigentlich nicht ständig widerholt werden muss. Das war aber auch der einzige Makel an „Der Seidenspinner“.

In der Landschaft der Verlage und Agenturen dürfte Frau Rowling sich sehr gut auskennen. Der Verdacht liegt nahe, dass sie hier einige ihrer eigenen Erlebnisse verarbeitet hat. Welcher Verleger sich wohl selbst in „Bombyx Moris“ wiedererkennen könnte? Auf jeden Fall hat sie diesen Krimi in einer Umgebung angesiedelt, von der sie Ahnung hat, was der Handlung nicht schadete. Ihren Schreibstil mag ich schon seit Harry Potter, auch der „Seidenspinner“ liest sich fast von alleine weg.

Eine großartige Fortsetzung, „Der Ruf des Kuckucks“ war keine Eintagsfliege, auch „Der Seidenspinner“ ist wieder ein wunderbarer englischer Krimi, für alle, die gerne mehr Atmosphäre als Blut lesen möchten.

Der Seidenspinner – Robert Galbraith
Deutsch von Wulf Bergner, Christoph Göhler, Kristof Kurz
672 Seiten, Blanvalet Verlag
, 19,99 €
Gebunden

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eBook
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1 Kommentar

  • Antworten Antonia 26. Februar 2015 von 22:02

    ich habe beide Krimis auch mit großer Begeisterung gelesen bzw. als Hörbuch gehört. Ist ein wunderbares Geschenk für Krimiliebhaber und ich finde „Cormoran Strike“ einen wahnsinnig tollen Namen.

    LG, Antonia

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