Besprechungen Historischer Roman

Steffen Kopetzky – Risiko

5. März 2015

Risiko

Der Marinefunker Stichnote dient auf der SMS BRESLAU, als der erste Weltkrieg ausbricht. Die Flotte flieht nach Konstantinopel, wo Stichnote sich einer geheimen Expedition anschließt. Sechzig Mann ziehen nach Afghanistan, um den Emir und die Stämme der Paschtunen davon zu überzeugen, Britisch-Indien anzugreifen. Selbst in Friedenszeiten keine leichte Reise zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Nur auf dem ersten Abschnitt fahren Züge, weiter geht es auf Pferden, Maultiere transportieren die Lasten. Unter anderem den Generator und das Funkgerät von Stichnote. Eine abenteuerliche Reise, quer durch Wüsten und Gebirge, mit einer Reisegesellschaft, in der nicht jeder der ist, als der er sich ausgibt.

„Risiko“ ist ein Abenteuerroman, der mich stellenweise an frühere Lesezeiten mit Karl May erinnerte, aber mit dem Unterschied, dass hier ein gut recherchierter Hintergrund zu finden ist. Die Geschichte basiert auf historischen Fakten, geschickt flicht Kopetzky immer wieder Menschen und Geschehnisse aus dieser Zeit ein. So trifft man zum Beispiel Lucien Camus und seinen Sohn Albert, oder liest, wie das Spiel „Mensch ärgere Dich nicht“ erfunden wurde. Kleine Geschichtsschnipsel, die den Roman noch lebendiger werden lassen.

Sowohl Stichnote, als auch viele andere Charaktere, sind keine Erfindung des Autors. Es gab diese Expedition und es gab ihre Teilnehmer. Auch Stichnotes schwere Entscheidung am Ende ist belegt. Trotzdem liest sich „Risiko“ nicht wie ein Geschichtsbuch, Kopetzky hat die überlieferten Geschehnisse in eine spannende Handlung mit lebendigen Charakteren eingebettet. Stichnote lernt viele verschiedene Menschen auf dieser Reise kennen, freundet sich mit einigen an, lernt die Lebensweisen anderer Kulturen kennen.

Auch die technischen Fakten sind faszinierend. Wer macht sich schon Gedanken darum, was es zu der Zeit bedeutete, ein Funkgerät zu transportieren? Es gab keine Batterien, die genug Energie fassen konnten, die Energiegewinnung aus Sonnenlicht ist noch eine spinnerte Idee aus einem Science Fiction Roman. Stattdessen wird ein nicht kleiner Generator mitgeschleppt, der mit Kohle oder Holz betrieben wird. Stoffe, die ebenfalls mitgenommen werden müssen, weil sie in der Wüste Mangelware sind.

Das und so viele andere Kleinigkeiten machen diesen Roman zu einer Schatzkiste voller Abenteuer, mit waghalsigen Akteuren, die teilweise bereit sind, alles für ihren Auftrag zu opfern. Eine Schatzkiste, die ich jedem empfehlen möchte, der mehr als nur Unterhaltung sucht.

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Risiko – Steffen Kopetzky
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