Bücherwelt Szenen eines Buchhändlerlebens

Buchhändler-Seminar mit Tad Williams

13. Juni 2014

An den meisten Tagen bin ich sehr gerne Buchhändlerin. An manchen Tagen aber noch viel lieber, als an anderen. Zum Beispiel, wenn Klett-Cotta zum Buchhändler-Seminar nach Stuttgart einlädt, mit dem Schwerpunkt „Fantasy“.

Klett-Cotta ist bekannt für hochwertige und besondere Fantasyliteratur. In deren Verlagsprogramm habe ich schon viele Perlen gefunden. Erst vor kurzem war es „Blumen für Algernon“, ein etwas älterer Titel. Auch das zeichnet diesen Verlag aus, ich muss mir keine Sorgen machen, dass es ein Buch oder eine Reihe nach zwei Jahren schon nicht mehr gibt, wie es in so manch anderem Verlag geschieht.

IMG_20140606_145703Was machen Buchhändler auf einem Seminar zur Fantasy? Am ersten Abend im wunderschönen Jugendstilgebäude des Verlags lecker essen, sich kennen lernen und darüber diskutieren, was ein gutes Fantasy-Cover ausmacht. Es gab rege Diskussionen und interessante Einblicke, wie diese Entscheidung im Verlag gefällt wird. Erstaunt waren wir über die Frage, ob bei Reihen die Bandnummer auf dem Cover ersichtlich sein sollte. Eine Frage, die nur Nicht-Buchhändler stellen können, natürlich sollte sie ersichtlich sein. Gerne auch auf der Rückseite des Buches, aber nicht versteckt im Buch, was gerade bei eingeschweißten Hardcovern sehr unpraktisch ist.

Am nächsten Morgen hörten wir als erstes die Verlagsgeschichte, bei einem Verlag mit Tradition alles andere als langweilig. Auch wie es dazu kam, dass Tolkiens „Herr der Ringe“ bei Klett-Cotta Hobbit Presse erschien, war natürlich Thema. Eine der vielen verschiedenen Varianten der Geschichte kennen wir jetzt auch, mit ein paar netten Details, die ich euch hier aber nicht verrate. Anschließend erzählte Herr Askani, Fantasy-Lektor bei Klett-Cotta, uns noch, was für ihn Fantasy ausmacht. Ich konnte alle Punkte unterschreiben, habe aber nicht mitgeschrieben, kann sie euch daher leider nicht wiederholen.

Danach wurde wieder diskutiert. Was würden wir Buchhändler uns von Klett-Cotta wünschen? Braucht der Verlag Taschenbücher? Wohin geht es mit E-Books? Wären Bundle-Ausgaben der gedruckten Bücher mit E-Book vielleicht eine Alternative, wie auch der Buchhandel mehr vom E-Book-Geschäft profitieren kann? Ein Punkt, der dem Verlag wirklich wichtig ist, wie in mehreren Gesprächen zu hören war, dass der stationäre Buchhandel unterstützt wird. Was wollen die Kunden? Vom Verlag, vom Buchhändler, vom Buch?

20140606_134621Es war eine großartige Diskussion mit vielen wichtigen Punkten. Der Austausch ist für mich an Seminaren immer der größte Gewinn. Nicht nur mit anderen Buchhändlern, sondern gerne auch über den eigenen Tellerrand hinaus. So wie hier mit dem Verlag, wann haben wir schon mal Gelegenheit, so zusammen zu sitzen und die andere Seite zu hören?

Eines der großen Highlights kam dann nach dem Mittagessen, Tad Williams gab uns die Ehre und las aus „Happy Hour in Hell“, dem zweiten Band der Bobby Dollar Reihe. Dieser Mann schreibt nicht nur großartige Fantasy, er liest auch noch sehr genial. Man merkt, dass er gerne vor Menschen steht und redet. Auch im der anschließenden Gespräch war er sehr locker und sympathisch und antwortete ausführlich auf alle Fragen. Signiert hat er dann auch noch. Für mich war das ein ganz besonderes Erlebnis, weil Tad Williams derjenige war, der mich vor etlichen Jahren zur Fantasy brachte. Die „Osten Ard“ Reihe waren meine ersten „richtigen“ Fantasybücher.

IMG_20140606_222040Nach dem vielen Sitzen und Reden war dann Bewegung angesagt, wir bekamen eine Geisterführung durch Stuttgart. Nette Idee, um die Stadt mal anders kennen zu lernen. Anschließend gab es noch einmal viel und gut zu essen, typisch schwäbisch, im „Stäffele“. Dort stieß dann auch noch ein zweiter Klett-Cotta Autor zu uns, Christian von Aster brachte nach dem üppigen Mal unsere Lachmuskeln in Gang. Er kann nicht nur schreiben, lesen und dichten, er kann auch tanzen! Aber das müsst ihr euch live ansehen.

Vielen Dank an den Klett-Cotta Verlag, der uns diese großartigen Tage ermöglicht und bestens versorgt hat! Bilder von der Veranstaltung findet ihr auf der Facebook-Seite des Verlages.

 

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