Bücherwelt Buchhandel & eBooks

Buchhändler, warum verkauft ihr keine eBooks?

4. November 2014

eBookAus

Mindestens 20% aller Buchhändler (Quelle) verkaufen keine eBooks. Warum? Wollen sie das Bild des ewig gestrigen Buchhändlers zementieren, der nur verkauft, was auf Papier gedruckt wird?

eBooks sind wie das Internet, sie sind keine Modeerscheinung, die einfach wieder verschwinden wird, auch wenn so mancher das hoffen mag. Und die Leser schätzen sie, 15% aller Buchleser lesen auch eBooks. Auch, wohlgemerkt, die wenigsten lesen nur noch elektronisch. Sie lesen, je nach Situation und je nach Buch, mal eBooks, mal gedruckte Bücher. Das ist der Punkt, weshalb jeder Buchhändler seinem Kunden die Möglichkeit geben sollte, auch bei ihm eBooks kaufen zu können. Wird der Kunde gezwungen, seine eBooks woanders zu kaufen, besorgt er sich dort sehr schnell auch seine gedruckten Bücher. Denn der Mensch ist bequem.

eBooks zu verkaufen ist kein Hexenwerk. eBook-Reader sind eine andere Baustelle, bei der schlechter bis gar kein Rabatt für den Händler, ständig veraltete Modelle, auf denen der Händler sitzen bleibt, und nicht zuletzt die sehr intensive Beratung bis hin zur Ersteinrichtung tatsächlich gute Gründe sein können, sie nicht zu verkaufen. Bei eBooks sieht das aber ganz anders aus.

Jeder Buchhändler arbeitet mit einem Großhändler zusammen, der es ihm ermöglicht, Bücher auf den nächsten Tag für die Kunden zu bestellen. Diese Großhändler bieten alle auch die Möglichkeit an, dem Kunden ein eBook zu bestellen. Das eBook kommt per Mail, als Downloadlink, zu dem Kunden nach Hause. Klingt so einfach und ist es auch. Warum sollte man dem Kunden diese Serviceleistung verweigern?

Aus Angst vor der Beratung? Was, wenn der Kunden Fragen stellt? Oder der Download nicht klappt? Ein Grundwissen zum Thema eBooks gehört zum Buchhändler sein heute genauso dazu, wie die Fähigkeit zu bibliographieren. Man muss kein Fachmann sein, um die immer wieder gleichen Grundfragen zu klären. Das am häufigsten auftretende Problem mit dem harten DRM lässt sich meistens mit dem Heft „eBooks – Ein Ratgeber für Einsteiger“ der MVB lösen, das es bei Dotbooks auch kostenlos zum Download gibt.

Auch wenn die Nachfrage nach eBooks noch nicht groß ist, sie wächst. Viele Leser wissen nicht, dass es überhaupt möglich ist, eBooks im stationären Buchhandel zu kaufen, weil sie ein digitales Produkt automatisch mit dem Onlinehandel verbinden. Oft höre ich von meinen Kunden „Ich würde ja auch gerne meine eBooks bei Ihnen kaufen, Sie haben immer so nett beraten“. Die sind ganz begeistert, wenn sie hören, dass genau das eben doch geht. Warum nicht bei allen Buchhändlern?

Wenn wir unsere Kunden auch in Zukunft noch im Laden sehen wollen, müssen wir ihnen jede Form des Buches anbieten, die sie wünschen. Hörbücher verkaufen wir doch auch.

Auch eBooks sind Bücher und Bücher gibt es beim Buchhändler. Punkt, aus.

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17 Kommentare

  • Antworten 4. November 2014 von 21:44

    Ich bin ein großer Fan davon, eBooks im stationären Buchhandel kaufen bzw. verkaufen zu können. Wer sich mit der Technik dazu nicht auseinandersetzen will, wird irgendwann genauso auf der Strecke bleiben wie die Buchhändler, die sich nicht mit elektronischen Bibliografie-(damals noch -graphie)Systemen befassen wollten und weiter brav ihre KNV-Kataloge wälzten. Das macht heute auch niemand mehr. Ein Buch ist, war und wird immer mehr sein als Tinte auf Papier. Warum also so verbissen jede neue Form von Buch verweigern? Also vielen Dank für diesen Blogbeitrag, der zeigt, dass es leicht ist, im stationären Buchhandel eBooks zu verkaufen.

    • Antworten Papiergeflüster 5. November 2014 von 09:28

      @Kati: Danke. :) Ich überlege, mal einen Artikel zu schreiben, was es noch alles an Möglichkeiten gibt, eBooks im stationären Sortiment anzubieten. Der Direktverkauf über eMail ist ja nur die einfachste Basislösung.

  • Antworten tomorgel 4. November 2014 von 22:02

    Meine Vermutung ist, dass es sich kaum lohnt – und sich in sehr absehbarer Zukunft tatsächlich gar nicht mehr lohnen wird. Eine technische Anbindung an’s Internet (wie schon bei den Amazongeräten serienmäßig) und direkt zu entsprechenden onlineshops) ist ja schon im Gange und wird sich in sehr absehbarer Zeit durchsetzen (und wenn es über den Umweg eines Handys ist, das nun wirklich inzwischen so gut wie jeder in der Tasche hat.

    An welcher Stelle sollte da der Buchhändler noch eingreifen, wenn ich die Idee habe, mir ein eBook zu kaufen, mich ins netz einlogge und das Buch direkt auf meinen reader ziehe.
    Das tue ich jetzt shcon mit meinem Kindle und ich weiß von meinem Programmierer, dass bereits an entsprechenden Apps gearbeitet wird, um per Android-Phone oder Windowns-Phone beliebig ePUB-formate zu ziehen und sie ggf. direkt per (am Handy ja einrichtbaren) WLAN an den Reader zu versenden (mit einem Klick).
    Der Weg mit dem Zusenden per E-Mail, den du beschreibst, ist rein technisch gesprochen schon wieder veraltet, für die meisten Buchhändler jedoch noch unüberwindliche zukunftsmusik, wie es scheint.
    Für den Kunden dagegen ist es schlicht zu umständlich und dauert zu lange.

    • Antworten Papiergeflüster 5. November 2014 von 09:24

      @Tom: es lohnt sich wirklich nicht, es ist eine Serviceleistung. Die wir aber den Kunden, die ihre Buchhandlung schätzen, bieten sollten. Sonst verlieren wir auch diese Kunden.

      Wo sollte der Buchhandel eingreifen? Da wo den Kunden persönliche Beratung, stöbern, das Angebot von Lesungen (hat Amazon schon mal eine für Dich veranstaltet?) und die persönliche Empfehlung auch unbekannter Autoren noch wichtig sind. Die aus diesen Gründen bei ihrer Buchhandlung weiter einkaufen wollen. Das sollten sie auch können.

      Übrigens, auch Buchhandlungen verkaufen freie eBook Reader, auf denen Shops integriert sind, über die direkt auf den Reader gekauft werden kann. Und die Provision beim Buchhändler landet. Es gibt auch Onlineshops unabhängiger Buchhändler, in denen genauso eBooks gekauft werden können. Aber mir ging er hier bewusst nur um das absolute Basisangebot, das jedem Buchhändler leicht möglich ist. Aber von 20% der Buchhändler (das sind nicht die meisten, aber jeder fünfte ist eindeutig zu viel) nicht wahrgenommen wird.

    • Antworten muprl 19. November 2014 von 20:48

      Tja, das stimmt leider. Zumindest zur Zeit.
      Es ist ein kleiner Teil der E-Book-Käufer, der den Weg in den Laden bevorzugt. Und jene die es (zumindest bei uns) tun haben dann oft keine E-Mail-Adresse, keinen Internetzugang, keinen Computer, keine Kreditkarte, wollen nicht im Internet bezahlen. Und ich meine damit nicht EINEN dieser Umstände, sondern ALLE in einer Person. Da schlägt man als Buchhändler, auch wenn man sich auskennt, innerlich die Hände über dem Kopf zusammen und muss erst mal nach Lösungen suchen.

      Der überwiegende Teil der E-Book-Käufer kauft direkt im Internet, und zwar verständlicherweise dort wo es am einfachsten ist. Ein enorm hoher Prozentsatz hat, befürchte ich, gar kein Interesse daran, beim Buchhändler zu kaufen.

      Aber natürlich sollte man die Wenigen, die es wollen, mit offenen Armen empfangen und es sollte zur Full-Service-Buchhandlung gehören, auch E-Books anzubieten.
      Wer tun das seit ziemlich genau drei Jahren und haben ein paar E-Book-Stammkunden, die sich die Literatur per Mail schicken lassen. Der Verkauf von E-Books über unseren Internetshop ist zwar schon genauso lange möglich – wird jedoch von den Kunden gar nicht angenommen. In Zahlen: Im Jahr 2014 EIN EINZIGES verkauftes E-Book über den Webshop. (Ausgenommen meine eigenen regelmäßigen Testkäufe, wenn mal wieder irgendetwas nicht funktioniert, oder man den Verdacht hat, dass etwas nicht funktioniert, oder man einer neuen Mitarbeiterin in die Funktionsweise einarbeiten muss.)

      Ja, lukurativ ist anders. Aber das gilt genauso (und noch viel stärker) für prestigeträchtige Veranstaltungen wie Lesungen, Leseförderung in Kitas, Schulen u.s.w.

  • Antworten JK 4. November 2014 von 23:18

    Ein Grund ist sicher auch die viel geringere Marge. Wenn ein Händler statt 30% nur 10% verdienen kann, ist der Verkauf eines eBooks halt auch nicht wirklich attraktiv. Und das bei auch noch geringeren Verkaufspreisen. Hier müsste schleunigst beim Buchhändler mehr ankommen, dann wird auch das Interesse daran steigen, eBooks zu verkaufen.

    • Antworten Papiergeflüster 5. November 2014 von 09:25

      @JK: die geringere Marge ist definitiv ärgerlich, aber sollte nicht der Grund sein, gar keine eBooks zu verkaufen. Wenn ich die nicht anbiete, verkaufe ich dem Kunden ja nicht stattdessen ein Taschenbuch. Sondern verliere ihn womöglich ganz an die Konkurrenz, im schlimmsten Fall an Amazon.

  • Antworten Caro 5. November 2014 von 15:17

    Ich finde es eigentlich ganz beachtlich, dass doch 80% der Buchhandlungen eBooks verkaufen. Als Leser habe ich nämlich oft den Eindruck, dass eBooks sowas wie extrem ungeliebte Verwandte sind, die man hoffentlich bald nie wieder sehen muss.

    Mit welcher Begründung ist der Verdienst bei eBooks für Buchhändler so viel niedriger? Das wusste ich nicht.

    • Antworten Papiergeflüster 5. November 2014 von 19:06

      @Caro: Der Eindruck trügt leider nicht, sehr viele Buchhändler denken leider so. Etliche von denen verkaufen trotzdem eBooks, weil die Kunden es fordern. ;) 20% bleiben resistent, das ist immerhin jeder fünfte.
      Die Begründung würde mich auch interessieren, Fakt ist, dass wir wesentlich weniger Marge bei eBooks haben, als bei gedruckten Büchern.

      • Antworten tomorgel 5. November 2014 von 22:32

        Diese Marge würde mich tatsächlich mal interessieren – ich fand es, auch schon bevor ich selbst in den Genuss von Tantiemen kam – schon immer seltsam, dass Buchhändler idR. den größten Happen vom Kuchen bekommen. Das mag nicht für den kleinen gelten, der (sofern meine eigene Verlegerzeit um 2005 herum repräsentative Zahlen ergab) zwischen 18 und 25% bekommt (was in etwa das ist, was auch bei einem Verlag hängen bleibt), wohl aber für die größeren, die sich schnell mal 30, 40 – bis zu 45% aus dem Nettoverkaufspreis nahmen (das galt schon für die Bahnhofsbuchhandlungen wie Ludwig oder Schmitt). Besonders, wenn man bedenkt, dass Distribution, Lagerhaltung und Logistik auch nicht auf deren Mist wuchsen.
        Wenn dann also dem Autoren 7 bis bestenfalls 15% blieben, und nach Druckkosten, Lager, Logistik, Marketing, Grafik, Satz, Werbung, Presse, etc. dem Verlag auch noch rund 20% (von denen ersteinmal noch Lohnkosten abgingen), der Buchhandel selbst aber 25 % und mehr bekam, da konnte mir das dann schon säuerlich aufstoßen.

        Insofern finde ich die Verteilung beim E-Book zumindest aus Autorensicht natürlich deutlich dankbarer, wüsste jetzt aber tatsählich gern, was da beim normalen Nicht-Ketten-Buchhändler hängen bleibt (Hugendubel oder Thalia haben ja die gleichen Konditionen wie Amazon, also pi mal Daumen 30%).

        • Antworten Papiergeflüster 6. November 2014 von 13:18

          @Tom: Zahlen kann ich da nicht nennen. Ist auch, je nach Anbieter, unterschiedlich. Sie sind aber immer eindeutig weit unter dem, was es für Print gibt.

  • Antworten Thomas Brasch 6. November 2014 von 10:22

    Interessant dazu ist auch der Beitrag, der die 80% noch mal relativiert: http://www.lesen.net/ebook-news/e-reading-im-buchhandel-kauf-dir-lieber-ein-taschenbuch-16002/

    • Antworten Papiergeflüster 6. November 2014 von 13:16

      @Thomas Brasch: Dass es dem Buchhandel nicht leicht gemacht wird, den Kunden das eBook einfach gleich auf den Reader zu spielen, ist ein viel größeres Thema. Dazu könnte ich einen Roman schreiben. ;)

  • Antworten Traumfotograf 6. November 2014 von 16:19

    Ein wichtiger Grund wird sein, daß es x Reader mit x Formaten und x Rechteverwaltungen gibt… In Buchhandlung A gibts nur für Reader A, in Buchhandlung B nur für Reader B ebooks. Papier kaufe ich um die Ecke, für meinen Reader muß ich im Extremfall in die Nachbarstadt. Schuld der Buchhändler ist das nicht, die Verantwortung liegt bei der Industrie bzw. den Verlagen. Wenn man sich endlich auf ein System einigen könnte, das auf allen Geräten mit – meinetwegen – derselben Anwendung funktionierte… Wenn, ja wenn…

    • Antworten Papiergeflüster 6. November 2014 von 16:31

      @Traumfotograf: Das stimmt nicht. Es gibt im Grunde zwei Formate, das von Amazon, das nur auf den Kindles lesbar ist. Und das von allen anderen Buchhändlern. Alle in den Buchhandlungen verkauften eBooks sind auf allen freien eBook Readern lesbar, alle in den Buchhandlungen verkauften Reader sind frei.

  • Antworten Zoë Beck & Jan Karsten: Die (un-)sichtbaren Ebooks « buchreport.blog 17. November 2014 von 10:59

    […] Osiander, die unabhängige Digitalverlage in ihrem Online-Shop vorstellen, freuen uns gewaltig. (Simone Dalbert, selbst Buchhändlerin, fragt sich übrigens in ihrem Blog Papiergeflüster auch, war… – Buchhändler Robert Stöppel zeigt, wie es gehen […]

  • Antworten Franz 27. November 2014 von 13:43

    Ich verstehe auch nicht, warum ich in den meisten Buchhandlungen keine elektronischen Bücher kaufen kann. So muss ich E-Books bestellen, was nicht immer problematisch ist, aber manchmal möchte ich eben trotzdem beraten werde (deshalb gehe ich ja so gerne in Buchläden), als würde ich ein herkömmliches Buch kaufen. Guter Artikel!

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